Der Filesharer ist ein bösartiger Mensch mit vollständigem Respektverlust

veröffentlicht am 8. September 2010

Die Hatz auf Filesharer nimmt gewaltige Dimensionen an. Rechtsanwalt Thomas Stadler verlinkt dieser Tage auf einen Bericht in der Frankfurt Rundschau, in dem sich Sabrina Setlur über den ewigen Filesharer aufregt („Pass auf, du klaust mir was!“). Die Zeitung erklärt, dass Sabrina beim Label 3P – Pelham Power Productions, juristisch korrekt: 3p Gesellschaft für Kommunikation mbH – musiziert und ergänzt, dass dessen/deren Geschäftsführer Moses Pelham schon bei der Gründung von DigiProtect mitwirkte (am 21.12.2006 – glaubt man jedenfalls Wikipedia), einem Unternehmen also, dass sich der anwaltlichen Verfolgung von Urheberrechtsverstößen widmet. Aus unserer Sicht ist zwar interessant, wer hinter „der neuen S-Klasse“ steht. Mehr Aufmerksamkeit erhält aber folgendes Zitat der Sängerin in oben genannter Zeitung (Unterstreichungen durch uns): „Ich frage mich immer, wie kann man solchen Menschen vermitteln, pass auf, du klaust mir was, was mir persönlich gehört. Wenn ich rückblickend Tracks in meinem Kopf haben, wo ich genau weiß, wann ich den Track geschrieben habe, dann ist das für mich ein Teil meines Lebens. Es gehört zu mir. Und wenn ich dann sehe, dass jemand das nimmt, der wahrscheinlich noch nicht mal ein Fan von mir ist, sondern einfach nur ein bösartiger Mensch, der sagt, hier, pass auf, ich habe die Möglichkeit, das ins Netz zu stellen und an 100.000 Menschen weiterzugeben, was interessiert mich die Alte, dann ist das einfach super traurig. Das macht mich wütend. Und da sage ich, gerade solche Menschen müssen gestoppt werden, weil die ja keinen Respekt mehr haben.Was wir davon halten?


Der uns bekannte (all-) gemeine Filesharer ist mehrheitlich der freundliche Anschlussinhaber von nebenan, häufig nicht einmal befähigt, den Unterschied zwischen einem Router und einem Desktop-PC zu erklären. Wenn derselbe wüßte, dass 100.000 Menschen auf den Filesharing-Client des wardrivenden Nachbarn gucken (oder wenn dem Enkel des Anschlussinhabers das vollends klar würde), ginge mancherorts das Licht aus.

Der – ein „bösartiger Mensch“? Keinen Respekt mehr vor gar nichts? Sicher, „Was interessiert mich die Alte?“ wird tatsächlich manchem Mitglied dieser Gesellschaft durch den Kopf gehen. Auch dass Großvater G nicht unbedingt ein Fan von Sabrina S. ist, das mag stimmen. Aber deswegen den Durchschnitts-Loader mit dem First-Seeder in eine Tauschbörse zu werfen? Das geht zu weit. Nebenbei zweifeln wir daran, dass ihr  irgendetwas an dem, was sie Moses zur wirtschaftlichen Verwertung überlassen hat, noch „gehört“ (und wir übersehen nicht § 29 Abs. 1 UrhG). Auch wagen wir zu bezweifeln, dass mit einer Raubkopie der Sabrina ein Teil ihres Lebens geklaut wird. Das wäre schon zu verlockend: Einfach eine Raubkopie von „Du liebst mich nicht“ downloaden und Gucci-Handtasche aus dem Schrank holen oder/und Südsee-Urlaub miterleben.

Frau Setlur hat nach Angaben der Frankfurter Rundschau dann auch noch Folgendes erklärt: „Wir mahnen niemand ab, die sich das einmal downloaden, wir wollen die haben, die es verteilen“, sagt Setlur. „Wenn wir das jetzt machen, dann hat man natürlich diesen negativen Beigeschmack, weil man sagt, oh Mann, da wird man abgemahnt.“ Wenn sie mit „wir“ Digiprotect meint, wäre die Aussage, dass Einmal-Downloader nicht abgemahnt werden, etwas eigenartig. Uns liegen Abmahnungen im Namen der DigiProtect vor, in der lediglich ein Titel abgemahnt wird. Und in der Tat: Die Abmahnungen von DigiProtect haben nicht erst seit dem sog. Kornmeier-Fax (vgl. aber auch hier) einen „negativen Beigeschmack“ bekommen.

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