Jurablogs.com – quo vadis?

veröffentlicht am 4. Mai 2009

Die Welt juristischer Nachrichten aus deutlich über 200 Recht-Blogs in der Gesamtschau: Das war und ist das Portal Jurablogs und der Verdienst von Matthias Klappenbach. Jurablogs.com hat vor wenigen Tagen ein neues Gesicht bekommen, die Technik wurde überholt und der spiritus rector dieses Werkes hat sich für die Zukunft noch einige verheißungsvolle Dinge vorgenommen (Matthias Klappenbach). Dies bietet Anlass, eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen. Das stets in der Weiterentwicklung befindliche Projekt war bereits in der Vergangenheit  empfehlenswert. Abgesehen von der Erkenntnis, dass Nachrichten mit anzüglichen Überschriften und Schlagworten auch unter Juristen und juristisch Interessierten noch die höchsten Lesequoten erziel(t)en („Sex sells“), brachen sich Könner der juristischen Nachricht wie Thomas Stadler mit Ihren Rechtsprechungshinweisen und eigenen Kommentaren Bahn.

Komplettiert wurde die rund um die Uhr aktualisierte Nachrichtenübersicht durch Spiegelsites wie die Handakte WebLAWg, welche, wenn auch in mitunter urheberrechtlich kritischer Form, eine Fülle fremder Nachrichten wiedergab. Nebenbei führte das Portal Jurablogs.com ein heftig diskutiertes Ranking der best performing blawgs, bei dem die Messparameter nicht klar nachvollziehbar waren. Es wurde unterschieden zwischen den besten (sic!) Blogs, den interessantesten und den aktivsten und darüber hinaus fand sich ein Gesamtranking.

Dies hat sich nun zum Teil geändert. Geblieben ist eine Datenfülle, die den beschäftigten Anwalt zu überfordern droht und ein neues Gesamtranking, welches Klappenbach vorsichtshalber als „alpha :-)“ bezeichnet, dessen Zusammensetzung dann bei verschiedenen Gratulanten trotzdem Argwohn weckte. Der Blog der Kanzlei Dr. Damm & Partner rangiert weiterhin unter den Top 10. Zu den weiteren Blogs gehören nunmehr auch solche, die im alten Portalbild weniger in Erscheinung traten. Hiermit verbinden wir noch keine Wertung. Es verwundert zumindest, dass durchaus als arriviert zu betrachtende Blogs von der Spitze verschwunden sind.

Das Mitglied „egal“ kommentiert auf Jurablogs.com das Ranking mit den Worten: „Die Gewichtung ist offenbar jetzt anders, das ist legitim. Bloß die Faktoren scheinen etwas seltsam zu sein. Die Rate der juristischen Inhalte ist stichprobenweise schlicht falsch. Gab es im Beckblog jemals andere Themen als juristische? Wohl kaum. Dennoch steht da nur „75 %“. Woher stammen die 25 %? Bei Jurabilis wird eine Rate von 11 % angegeben. Nach der Tag-Cloud handelt es sich bei jurabilis-Artikel vor allem um solch unjuristischen Themen wie Anwaltsmarkt, Karriere, Rechtsprechung, Referendariat, Studium oder Wissenschaft. Jurakopf, ein Lernportal für Jura, hat gar nur 35 % jur. Inhalte. Sehr seltsam. … Der Punkt „eigene Inhalte“ scheint auch noch nicht so ganz durchdacht zu sein (hängt sicherlich mit den Links zusammen); die Handakte wird da mit eigenen Inhalten von 40 % geführt, was ja wohl ein schlechter Scherz nur sein kann. Die Frage ist natürlich, wie sich solche inhaltlichen Kriterien zusammensetzen. Vielleicht sollte man die Berechnungsformel veröffentlichen, damit man sie gemeinsam verbessern kann.„.

Die Kritik setzt am richtigen Punkt an. Matthias Klappenbach ist zu Gute zu halten, dass eine statistische Auswertung komplex, eine entsprechende Software sehr teuer und somit das gesamte Ranking-Unterfangen notgedrungen auf eine schrittweise Verbesserung angewiesen ist. Die Berechnungsformel und -parameter zu veröffentlichen wäre allerdings kein falscher Ansatz.

Das alte Layout gefiel durch eine bessere Übersicht, die es u.a. ermöglichte, eine Vielzahl von Informationen auf einen Blick zu erhalten, ohne sich durch verschiedene Seiten durchklicken zu müssen. Auch fielen auf diese Weise inhaltlich gleiche Nachrichten schneller auf. Die nunmehr zu wählende Möglichkeit „Schlagzeilen“ mögen wir allenfalls als Übergangslösung goutieren, da sie den bislang erfolgten Anriss der Meldung und den Autor vermissen lässt.

Möglicherweise wäre es sinnvoller gewesen, die neue Ansicht und Technik als Subsite für einen gewissen Zeitraum parallel zum alten Portal zu entwickeln und die unvermeidbaren Kinderkrankheiten mit Hilfe engagierter, altgedienter Mitgliedern zu beseitigen. Die Operation „am offenen Herzen“ erscheint uns ohne Not gewagt. Allerdings ist es Sache des Betreibers, seinen eigenen Geschmack von der Informationsverarbeitung umzusetzen.

Unser erster Gesamteindruck: Jurablogs.com ist ein in seiner Qualität einzigartiges Unterfangen. Es geht nach einer sehr starken ersten Runde in die nunmehr zweite. Matthias Klappenbach wünschen wir dabei alles Gute. Hoffnung macht uns, wie auch in der Vergangenheit, sein unkomplizierter Umgang mit den „Portalernährern“ und sein offensichtliches Bestreben, berechtige Verbesserungsvorschläge („konstruktive Kritik“) grundsätzlich in Form von Portalmodifikationen zeitnah zu berücksichtigen. So soll dieser Kommentar dann auch mit den Worten Klappenbachs enden, die er in seinem zweiten Kommentar nach Relaunch seiner Seite wählte:

Puh.. eigentlich müsste ich sowas doch vorher wissen. Der Launch einer Seite bringt immer Überraschungen mit sich.. Heute abend (hier ist es jetzt halb zwölf) wollte ich eigentlich gemütlich auf der Couch sitzen und der Müdigkeit der letzten Nacht (2 Stunden Schlaf ;-)) ihren Lauf lassen.. Aber ein kurzer Post muss schon sein .. […] Ich hoffe, ich bekomme das morgen besser hin.. (vorher natürlich noch Fehlersuche). Ausserdem will ich noch mal drauf hinweisen, dass die Berechnungen hinter den Prozentwerten der „juristischen Inhalte“ sowie der „eigenen Inhalte“ eines Blogs wirklich noch in den Kinderschuhen stecken – spannend finde ich die Werte trotzdem und gemeinsam werden wir es in den nächsten Monaten schon hinbekommen, dort „realistische“ Werte darzustellen. Auch finden sich hier und da sogar im Ranking an prominenter Stelle Blogs, die lange nichts mehr veröffentlicht haben oder aber es gibt Tags, die einfach.. sinnfrei sind ;-) Alternative Artikeldarstellungen, die mehr als „2 Stunden“ auf einer Seite abbilden, sind sicherlich auch möglich – fürs Erste helfen vielleicht auch die Schlagzeilen weiter? Es gibt jetzt nach dem Launch mindestens genauso viele Themen in meinem Kopf wie davor – eigentlich ja ein gutes Zeichen :-)„.

I