Wird das Urheberrechts-Referat der EU-Kommission demnächst von einer ehemaligen Lobbyistin der Musikindustrie geleitet?

veröffentlicht am 8. April 2011

Rechtsanwältin Katrin ReinhardtDie spanische Rechtsanwältin Maria Martin-Prat wird laut Heise am 16.04.2011 dass Urheberrechts-Referat der EU-Kommission übernehmen. Damit ist sie zukünftig maßgeblich an Projekten wie der Überarbeitung der EU-Richtlinie 2004/48/EG zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums (IPRED) oder dem Abschluss des Anti-Piraterie-Abkommens (ACTA) verantwortlich. Pikant: Die Juristin war jahrelang für den Internationalen Verband der Musikindustrie (IFPI) tätig, seit 2004 dort sogar direkt mit Lobby-Arbeit befasst. Ihr sind Ausführungen zuzuordnen wie „Control of private copying is key for the fight against piracy (in particular on-line piracy) and for the development of new businesses models (e.g. pay per listen, pay to keep for a week, etc).“ (ALAI-Konferenz 2001). Der Europaparlament-Abgeordnete Christian Engström (schwedische Piratenpartei) hat mit der Europaparlamentarierin Marietje Schaake (D66, holländische Liberale) eine offizielle Anfrage bei der EU-Kommission nach der Verträglichkeit einer solcher Personalie gestellt („Does the Commission not see any problems in recruiting top civil servants from special interest organisations, especially when being put in charge of dossiers directly related to their former employers? If not, why not?“). Engström selbst konstatiert resigniert: „Welcome to the European Union, where the big business lobby organizations are calling most of the shots at the Commission, and where citizens are just seen as a nuisance to be ignored. I guess the only real news is that they don’t even bother to try to hide it any more.

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